Ein Kultur- und Grüngürtel für Kiel

Der neue Grüngürtel für Kiel von 1922 war für seine Planer, dem Stadtbaurat Willy Hahn und dem Gartenplaner Leberecht Migge, ein Kulturgürtel. Denn das Grün war als ein Volkspark geplant und sollte zur aktiven Betätigung einladen: Flächen für Sport und Spiel, Kleingärten, Obst- und Gemüseanbau waren seine Bestandteile. Der Kieler Grüngürtel war ein Park der Moderne: Er war nicht mehr nur ein Ort bürgerlicher Repräsentation, wo sich die Bürger und Bürgerinnen beim sonntäglichen Spazierengang zeigten und die Schönheiten des Parks bewunderten. Der Grüngürtel war eine zusammenhängende Grünfläche, die die Stadtbewohner selbst herstellten und bewirtschafteten: „ein großer Volkspark, gepflanzt vom Volke für das Volk“ sagte Hahn dazu (zit. nach Dörte Beier, Kiel in der Weimarer Republik, Kiel 2004,  137).  Für Willy Hahn war er das Grundgerüst des neuen Stadtentwicklungsplans. Nach dem Vorbild von Ebenezer Howards und Unwins Gartenstadt wollten Hahn und Migge Trabantenstädte um Kiel herum errichten, die durch den Grün- und Kulturgürtel verbunden waren. Ziel war es, an Stelle der vorherrschenden Wohnungsnot und den unhygienischen Zuständen in den Wohnquartieren mehr Licht, Luft und Raum zu schaffen.

Heute noch erhaltene Teile dieses Volksparks sind der Stadtpark in Kiel-Gaarden und die Waldsiedlung Hammer, die ursprünglich von Leberecht Migge und der Siedlerschule Worpswede als Selbstversorgersiedlung konzipiert worden war. Für Migge war das Vorhaben, jedem Menschen mit einen eigenen Garten auszustatten, Teil seines Reformvorhabens, mit dem er sich für die Lösung der sozialen Frage, Armut, Erwerbslosigkeit und ungesunde Wohnbedingungen einsetzte.

Schreibe einen Kommentar